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Seit wir unterwegs sind, gab es die verschiedensten Begegnungen mit verschiedensten Menschen,Gleichaltrige und Gleichgesinnte. Kinder im Alter unserer Kinder, Jugendlichen, Kleinkinder und “erwachsenen Kindern”:-) ….
Wir erlebten Momente, in denen unser Sohn sich so sehr nach gleichgesinnten Menschen sehnte.
Ich schreibe hier bewusst Gleichgesinnte und nicht Gleichaltrige. Ich bin mittlerweile überzeugt, dass unsere Kinder nicht Gleichaltrige brauchen, sondern Menschen, Kinder, Jugendliche – ein Gegenüber, das ihnen gleich gesinnt ist, mit dem sie sich vertiefen können in bestimmten Themen, Spielen, Entdeckungen und Projekten. Durch diese Sehnsucht unseres Sohnes überlegten wir neu, wie wir unsere Route gestalten.
Was braucht ein Jeder von uns? Was hat dies mit unserer Tagesplanung zu tun?

Was wollen wir beachten, damit auch die Bedürfnisse nach Gleichgesinnten für unsere Kinder gestillt werden können? Es ist immer wieder auch dran und wichtig, Orte früher zu verlassen oder länger zu bleiben – weil die aktuelle Situation passt oder auch nicht.
Was passiert wenn Kinder sich frei entfalten können ?
Was wenn sie regelmässig enttäuscht werden?
Im August verbrachten wir eine tolle Zeit auf einem Biohof von Freunden.
Mehr Bilder dazu findest Du hier! Wir Eltern fanden den Stellplatz

super und wir empfanden es entspannend, dass wir so einen guten Platz hatten.
Wir genossen die vielen frischen Früchte und Gemüse und die Zeit viel an der frischen Luft, ruhig gelegen ausserhalb des Ortes.

Wir hatten gedacht, dass das auch für unsere Kinder passt, denn dort hatte es auch 3 Kinder, zwar nicht Gleichaltrige, die wir jedoch,schon lange kennen. Bisher entstand bei den Tagesbesuchen immer irgendwie ein passendes Spiel oder Aktivität, wo sich unsere Kinder (5/7) und die unserer Freunde ( 11/13/15), fanden. Zumindest für eine gewisse Zeit. Dies war auch in der Erinnerung unserer Kinder so und sie hatten irgendwie eine gewisse Vorstellung davon, wie es sein würde, dort zu sein.
Doch nun haben sich diese grösseren Kinder verändert, ihre Lebenssituationen und natürlich sind sie älter geworden.
Unsere Kinder mussten sich neu einleben, sind mit uns zusammen noch immer am Eingewöhnen in unsere neuenSituation und somit merkten wir alle schnell, dass es doch nicht so passend war, wie wir es uns erhofft, geglaubt oder bisher erlebt hatten.
Unsere beide Kinder kamen am ersten Abend und sagten: „Wir wollen hier sofort weg, keiner möchte mit uns was machen, sie sitzen nur vor ihren Handys und am PC und sagen immer: später vielleicht, später kommen wir und machen was.“
Doch dazu kam es dann nie und unser Sohn empfand es als große Enttäuschung, dass er vertröstet wird, aber es dann doch nicht geschieht. Er meinte: „Lieber sie sagen gleich, dass sie nicht wollen, als den ganzen Tag „später“ zu sagen.“
Er hatte recht und wir verstanden unsere beiden Kids sehr und spürten, dass es so keinen Sinn machte, hier länger zu bleiben .
Wir besprachen mit den Kindern, dass wir sicher noch eine Nacht bleiben würden, da wir noch ein Treffen abgemacht hatten mit anderen Freuden und dann neu schauen würden, wie es für uns alle stimmt oder nicht.
Auch der zweite Tag war nicht einfach für unsere Kinder und wir nahmen uns Zeit, sie aufzufangen und mit ihnen zusammen etwas zu machen, um auf sie einzugehen und sie in ihrer Not abzuholen.
Am 3. Tag trafen wir uns mit anderen Freunden und dort waren es eher kleine Kinder ( 3/5) – zwei Mädels – und unser Großer hatte schon wieder die Krise: „Die wollen doch eh nicht mit mir spielen und das was mich interessiert …”
Wir trafen uns auf einem Waldspielplatz. Jolina, fand sich sehr schnell und sofort mit den Mädels und sie vertieften sich ins Spiel. Sie genoss es so richtig, unter Mädels zu sein und die Älteste von den Dreien.

Immer wieder versuchte auch Benaja, den Zugang zu finden und konnte zwischendurch alle drei Mädels für eine Erkundungstour durch den Wald gewinnen. Jedoch wurde auch immer wieder sein grosses Bedürfnis nach Gleichgesinnten spürbar und hörbar, denn er kann
das schon sehr klar kommunizieren, was ihm und uns sehr hilft.
Zwischendurch wünschte er sich, dass Papa mit ihm in den Wald geht und sowurde auch sein Tank gefüllt und sie gingen eine Zeit lang, „Papa und Sohn-Zeit” im Wald erleben. Beendet haben sie diese Zeit mit einem gemeinsamen zweistimmigen Jodellied 🙂
Zurück nach diesem Treffen, auf dem Hof beim Womo, wurden wir mit Pizza aus dem Lehmofen überrascht – wir genossen ein feines Abendessen auf dem Hof unter freiem Himmel und dann geschah etwas, das wir nicht erahnen und uns vorstellen konnten.
Was freies Rollenspiel bewirken kann?
Während wir Erwachsenen noch am Tisch sassen, entstand ein so wertvolles, tiefes und spielerisches

Miteinander zwischen dem Mädchen (11) und unseren Kids.
Sie fingen an gemeinsam Zucchini zu schnitzen (diese waren zu gross und schon bitter und durften für so etwas genutzt werden 😉 ) Aus diesem kreativen Schnitzen entstand ein
Rollenspiel, Schnitzwerkstatt und viele verschiedene Rollenspiele und Kreativität.
Es war der 3. Tag dort – und plötzlich passierte etwas ganz Spezielles. Dieses 11 jährige Mädchen veränderte sich in den letzten Jahren sehr, sie spielte nicht mehr wirklich und verlor einen Teil ihrer Fröhlichkeit.
Das bewegte mich schon länger, denn ich kenne doch einige Mädchen in diesem Alter die sich noch sehr im Spiel vertiefen können und es machte mich auch etwas traurig, dass dieses Mädchen es irgendwie schon verlernt hat.
Sie wirkte so lustlos und schien, erwachsen sein zu müssen…. das hat verschiedene Ursachen.
Doch dann passierte eben etwas durch unsere Kinder, die sich stundenlang im Rollenspiel vertiefen können, wenn sie sich wohl und frei fühlen. Dieses Mädchen konnte sich plötzlich öffnen und ließ sich mehr und mehr

auf das Spiel ein und ging richtig auf, strahlte, entfaltete sich und brachte auch ihre Ideen und Kreativität ein und so spielten sie bis in die späten Abendstunden, bis in die Nacht, zufrieden, entspannt, fröhlich und man spürte eine solche Leichtigkeit und Zufriedenheit. Sie gingen freiwillig ins Bett und waren so ausgeglichen und freuten sich auf den nächsten Morgen, da sie abgemacht hatten, weiter zu spielen.
Es spielte keine Rolle das hier nun keine Gleichaltrigen zusammen sind – sondern sie haben ein für alle passendes Spiel gefunden.
Am nächsten Morgen startet der Morgen fröhlich motiviert mit dem Wissen, was sie machen wollen und was sie abgemacht hatten. Alle drei fanden sich wieder und knüpfen an, wo sie aufgehört hatten und entwickelten neue Ideen und das Spiel floss einfach. Es war sooo berührend, die verschiedenen Punkte sehen zu können.
Wenn sich Jugendliche, echt – authentisch im Spiel vertiefen!
Das Mädchen, das so lustlos und erwachsen gewesen war und es uncool fand, zu spielen – und dann liess sie sich abholen, mitnehmen und zurückführen zu ihrem Ursprung, ihrem natürlichen Ich, das gerne spielt, fröhlich ist und Ideen hat. Es berührt mich heute noch, wie durch das wieder Kind Sein eines noch-Kindes, auch unsere Kinder so beschenkt wurden und alle 3 eine so tolle Zeit erleben konnten, die sich wirklich über 2 Tage hinzog. Das Eis war gebrochen und es war egal, wer wie alt ist. Sie haben ein gemeinsames Spiel, Idee gefunden, in der sich alle gesehen haben und darin aufgingen und sich entfalten konnten.
Mich beeindruckte, was passiert wenn Kinder spielen und ins Spiel finden. Auch berührte mich sehr, wie unsere beiden Kinder ( 5/7) durch ihr Spielen, begeistert Sein und frei Sein, in diesem 11 jährigen Mädchen das Spiel wieder entflammen konnten und ihr helfen konnten, unbewusst zurück zu Sicherheit und ihrem Ursprung zu finden.

Unsere Kinder wollten an diesem 3. Tag am Abend nicht gehen und meinten, schauen wir mal wie der Tag morgen wird – wenn wir wieder so schön spielen zusammen, möchten wir noch nicht gehen. Also liessen wir es auf uns zu kommen und wir blieben letztendlich bis Dienstagmorgen.
Es war für alle gut und wir erlebten noch schöne Tage.
Am Montag konnte Benaja noch einen Freund besuchen, der 2 Jahre älter ist und mit dem er es liebt, zu spielen. Auch von dort kam er ausgeglichen und erfüllt zurück.
Zum mitnehmen für Dich!
1. es spielt keine Rolle wie alt oder jung die Gleichgesinnten sind, die mit Kindern ins Spiel, Projekt oder Abendteuer eintauchen. Wichtig ist hier: finden sie sich, können sie sich gemeinsam für das jeweilige Spiel oder Projekt begeistern und sind alle Parteien bereit, sich auf den anderen einzulassen und gemeinsam einzutauchen;
2. durch das verschieden alt sein oder auch den unterschiedlichen Erfahrungsschatz, können alle voneinander und miteinander lernen – es ist ein sich Beschenken und Bereichern;
3. Kindern brauchen ein Gegenüber, das ihnen vertraut, sie nicht abtut als kleine, unfähige Wesen, sondern in ihnen das Feuer sieht und es lodern lässt – sie müssen nicht erst entfacht werden, sie brennen und wollen die Freiheit spüren, brennen zu dürfen!
Ich wünsche Dir, dass Du den Schatz entdecken darfst, was es bedeutet sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen wie aber auch gleichgesinnte – Gleichaltrige wertvoll sind für uns alle 🙂
Freue mich über das erzählen Deiner Erfahrungen und Beobachtungen
Herzensgrüsse
Doro
Vielen Dank, liebe Doro
Ich kann dir voll zustimmen, was du bei deinen Kindern beobachtet hast. Bei uns Erwachsenen ist es ja genauso. Für mich spielt das Alter meines Gegenübers keine Rolle. Aber es spielt eine große Rolle, ob wir etwas Gemeinsames miteinander zu teilen haben.
Danke lieber Gebhard für Deine Zeilen.
Genau so ist es, wenn wir mit unserem Gegenüber unser Herz teilen können, das was uns bewegt und für was unser Herz schlägt, so spielt das Alter keine Rolle. Genauso wichtig finde ich spielt auch das Alter keine Rolle im Umgang mit den jüngeren Menschen die uns zur Seite gestellt wurden. Haben wir als Erwachsene-doch kein Recht die jüngeren Menschen respektlos oder weniger wichtig zu behandeln. Denn gerade da fängt es schon an, ein jeder ob jung oder schon älter hat das Recht ernstgenommen zu werden und ihm auf Augenhöhe zu begegnen. So geschieht wahrhaftige Beziehung und Begegnung, mit Menschen die Gleichgesinnte sind egal welches Alter. Es können wundervolle Dinge entstehen und wir können alle voneinander und mit einander lernen. Deine Zeilen haben mich gerade angeregt und die Gedanken flossen gerade…. Herzensgrüsse an Dich lieber Gebhard